Montag, 5. Juli 2021

Die goldene Ananas - Dennis Kornblum


 Dennis Kornblum - Die goldenen Ananas 

Vor einigen Wochen erreichte mich die Anfrage von Dennis Kornblum, ob ich sein Buch lesen und rezensieren würde. Die Anfrage war so erfrischend nett, und auch die Buchbeschreibung und das Thema äußerst interessant, dass ich trotz dass es nicht so wirklich meinem Genre enstpricht sofort zusagte. 

Inhalt:
Der junge Elias lebt seit fünfeinhalb Jahren in Wohnheimen für gemeindenahe Psychiatrie. Er hat die Diagnose Asperger-Syndrom und steht jeglichen Veränderungen ängstlich und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Daher erfüllt es ihn eher mit Widerwillen, dass er nun in eine eigene Wohnung ziehen soll, in das Dachgeschoss eines Fünfparteienhauses. Hier geht es ihm anfänglich nur darum, möglichst seine Ruhe zu haben und seinen streng strukturierten Tagesablauf einzuhalten, der aus einer sechsstündigen E-Gitarren-Einheit, dem Konsum von Death-Metal-Alben, dem Schauen von Filmen und genau getimten Mahlzeiten und Zigarettenpausen besteht. Nach und nach werden jedoch die übrigen Hausbewohner auf ihn aufmerksam, und er kommt immer mehr in sozialen Kontakt, vor allem zu dem extrovertierten Endfünfziger Willi. Und plötzlich steht er vor ganz neuen Herausforderungen - Soll er es wagen, einer richtigen Band vorzuspielen? Die hübsche Kellnerin vom Café Auberge nach einer Verabredung zu fragen? Vielleicht hat Willi ja recht mit der "goldenen Ananas"...

 

Meine Meinung:
Der Hauptgrund, dass ich mich dafür entschied das Buch zu lesen war tatsächlich, dass dies aus der Sicht und eigenen Erfahrnung des vom Asperger Syndrom betroffenen Menschen geschrieben worden ist. So bekommt man während des gesamten Lesens einen lebhaften Eindruck davon was in dem Kopf vorgeht, welche komplexen Gedankengänge sich abspielen und dann zum Teil - für unbeteiligte unverständliche - Reaktionen hervorruft.
Gerade die Tatsache wie viel Stress es verursacht, wenn der Zeitplan um nur wenige Minuten durcheinander gerät und wie sensibel auf Handlungen der Mitmenschen reagiert wird lässt einen nachdenklich werden. Denn wie oft dachte man selbst schon, dass eben diese oder jene Person irgendwie komisch ist und sich nicht so anstellen soll - ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Auch die anderen Hausbewohner sind hervorragend dargstellt mit grundsätzlich unterschiedlichen Charakteren, so dass hier wirklich die unterschiedlichsten Welten zusammenprallen, in der jeder seine eigenen Sorgen zu bewältigen hat.

Aber gerade das Buch zeigt auch, dass sich Leute mit Asperger (und sicher auch anderen Formen von Autismus) gut in andere hineinversetzen können und immer für Gerechtigkeit einstehen. Gerade Elias ist absolut bemüht darum den Hausfrieden zu wahren und bricht das Eis, welches zwischen den Bewohnern seit Jahren herrschte. Typisch wohl auch, dass er um andere mehr bemüht ist als um sein eigenes Wohlergehen. Dass er mit Willi - und den anderen - auf durchweg positive Mitmenschen stößt ist großes Glück. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Handlung im Buch nicht innerhalb weniger Tage spielt sondern schon einige Wochen und Monate vergehen während sich Elias langsam öffnet und immer mehr vertrauen in die Welt findet und mehrfach seinen eigenen Schatten überspringt. 

Ich konnte mich jedenfalls gut in den jungen, sympathischen Mann hineinversetzen, mit immer mehr Leseseiten auch in sein Handeln, und freute mich mit ihm wenn er immer wieder kleine Erfolge verzeichnen konnte. Ich drücke Elias von Herzen die Daumen, dass seine Vorhaben funktionieren und sowohl seine musikalische als auch die private Reise positiv weiter gehen. 

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, der Schreibstil erleichtert das Lesen, weil es direkt die Gedankengänge widerspiegelt und man wirklich mit Elias mitfühlen kann. Am Ende hätte ich durchaus gerne erfahren wie es mit Sandrine und Elias weiter geht, aber vielleicht folgt hier ja ein zweiter Teil?! Es ist sicherlich interessiert wie sie damit umgeht, wenn sie von seiner Krankheit erfährt und ein gemeinsamer Alltag (vielleicht) entsteht

Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Punkten

(Tredition Verlag; 580 Seiten; 2020)

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