Donnerstag, 23. Februar 2017

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

 Graeme Macrae Burnet - Sein blutiges Projekt

Klappentext:
August 1869: Ein verschlafenes Bauerndorf an der Westküste Schottlands wird von einem brutalen Dreifachmord erschüttert. Der Täter ist rasch gefunden. Doch was trieb den 17-jährigen Roderick Macrae, Sohn eines armen Pächters, dazu, drei Menschen auf bestialische Weise zu erschlagen? Während Roddy im Gefängnis auf seinen Prozess wartet, stellen die scharfsinnigsten Ärzte und Ermittler des Landes Nachforschungen an, um seine Beweggründe aufzudecken. Ist der eigenbrötlerische Bauernjunge geisteskrank? Roddys Schicksal hängt nun einzig und allein von den Überzeugungskünsten seines Rechtsbeistandes ab, der in einem spektakulären Prozess alles daransetzt, Roderick vor dem Galgen zu bewahren. Sein brillanter Spannungsroman offenbart Graeme Macrae Burnet als außergewöhnliche neue Stimme im Genre des psychologischen Thrillers. Mühelos versetzt er den Leser mitten ins Schottland des 19. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Kriminalpsychologie. Kunstvoll verquickt er dabei Rodericks eigene Aufzeichnungen mit Gerichtsunterlagen, medizinischen Gutachten und der Prozessberichterstattung. Während er die Annahmen der Leser über die eigentlichen Tathintergründe immer wieder raffiniert ins Leere laufen lässt, enthüllt sich die dunkle Wahrheit erst in einem fulminanten Gerichtsdrama


 Meine Meinung:
Das Buch ist eine hervorragende Mischung aus Psychothriller, historischem Roman und irgendwie auch eine Dokumentation.

Es besteht aus mehreren Teilen. Einmal die Geschichte und Erzählung des Roddy Macrae der auf Anraten seines Verteidigers seine Version der Geschehnisse zu Papier bringen soll – und so heißt es zumindest im Buch – größtenteils unverändert abgedruckt worden ist. Wer hier jetzt zusammenhangloses Kauderwelsch erwartet wird enttäuscht, denn die Ausdrucksweise des jungen Mannes ist wirklich bemerkenswert, vor allem für die Lebensumstände die wir auf den vielen Seiten kennen lernen. Die gesamte Familie ist sehr ärmlich und von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Das es vor allem Roddy nie leicht hatte und nicht auf der Sonnenseite des Lebens stand bekommt man auch als Leser schmerzlich zu spüren. Viele Nachbarn und Charaktere des Dorfes werden dem Leser vorgestellt, viele von ihnen spielen im zweiten Teil des Buches wieder eine wichtige Rolle.

Man weiß von Anfang an was Roddy getan hat, doch im Laufe der Geschichte verändert sich doch meine Sichtweise auf die ganzen Dinge – und spätestens als es darum geht die Gerichtsverhandlung zu protokollieren stelle ich auch mir die Frage: „Ist er voll schuldig zu sprechen oder doch nicht?“ Viele Zeugen sind geladen um festzustellen ob Roddy bei seiner Tat voll zurechnungsfähig war oder nicht, ob er eventuell nicht doch im Geiste krank ist. Was sich im Gerichtssaal abspielt wird aufgrund von Zeitungsberichten erfasst und so fühlt man sich als Leser live dabei. Heute würde man so etwas wohl Live-Ticker nennen. Mit detaillierter Grausamkeit wird hier nochmals die Tat von Roddy geschildert – und Anklage sowie Verteidigung machen ihre Arbeit wirklich hervorragend.
Als Leser fiebert man dem Prozess-Ausgang entgegen. Ich muss zugeben, selbst ein wenig erschüttert gewesen zu sein als das Urteil dann verkündet worden ist – und das Ende selbst ist absolut traurig und tragisch wie ich finde.

Roddy’s Charakter wird hervorragend dargestellt und als Protagonist der Geschichte kann man sich sofort in ihn hineinversetzen und sein kurzes Leben mitfühlen. Der Zwist zwischen Kirche, Constables und der eigenen Familie – und dem Wunsch einfach nur Liebe zu erfahren.

Das Buch hat mich insgesamt also sehr gefesselt und mitgenommen und ich empfehle es uneingeschränkt weiter!
5 von 5 Punkten!

(Europa Verlag; 2017; 344 Seiten)

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